Projektvorstellung

Durch mein Interesse für Rhythmik und Tanz habe ich ein Konzert der togolesischen Trommelgruppe Ablodé besucht. Daraus ergab sich die Aufnahme in das Ensemble, Kontakt zu Kultur und Sprache (Ewe) des Landes und konsequenterweise im Jahre 2001 auch ein Aufenthalt in Togo.

Ich war beeindruckt und bin es heute immer noch von der Landschaft, den Menschen, den für unsere Vorstellungen unglaublichen Lebensumständen, mit denen sie zurecht kommen müssen und die ihnen trotz allem nicht die Lebensfreude nehmen.

Eine durchschnittliche Lebenserwartung von ca. 53 Jahren und das Leben von der Hand in den Mund, weil zum Sparen selten etwas übrigbleibt, ist nicht das, was man in Europa unter Lebensqualität versteht. Ich habe durch die Togo-Freunde Hannover Kontakt zu einem Dorf aufgenommen, in dem bereits mehrere Projekte laufen.

Arbeit im Krankenhaus
2002 habe ich zunächst einmal im dortigen Krankenhaus die Beipackzettel der deutschen Spenden Medikamente ins Französische übersetzt und ein Karteisystem, geordnet nach Wirkstoffgruppen und Krankheitsgebieten angelegt.
Dieses System wird inzwischen vom Personal selbstständig weitergeführt.

Arbeit mit Mädchen- und Frauengruppen
Während meines Aufenthaltes wurde ich ständig von Frauen und Mädchen angesprochen, die mich stricken sahen und das auch lernen wollten. Einige muslimische Frauen und Mädchen konnte man auf den Märkten antreffen, die ihre Präsenz am Verkaufsstand zur Herstellung von Häkelmützen nutzten, die sie anschließend auch verkauften, so dass sie ihre Verdienstmöglichkeiten vergrößern konnten.
Da die Frauen hauptsächlich für die Versorgung der Familie zuständig sind ( Männer müssen weder zahlen noch für ihre Kinder in irgendeiner Form aufkommen), schien es mir sinnvoll, die Möglichkeiten der Frauen zu erweitern.

Ich habe dieses Anliegen also aufgegriffen und bis zu meinen nächsten Sommerferien in meinem Umfeld Wolle, Strick- und Häkelnadeln gesammelt.
Meine Sommerferien sind ca. 6 ½ Wochen, so dass mir in der Mitte ein Block von 4 Wochen bleibt, in dem ich täglich kostenlose Kurse anbieten kann. In 4 Wochen ist es auch möglich, die Teilnehmer soweit fortzubilden, dass sie danach ohne meine Hilfe weiterarbeiten können.
Ich bekam für mein Vorhaben die Räumlichkeiten des Kindergartens, der Sommerpause hatte, und Frau Gladys Dapam, eine pensionierte Lehrerin, stand mir mit Rat und Tat zur Seite für Teilnehmer/innen, die nur sehr wenig französich sprachen.
Die Stricknadeln wurden kostenlos verliehen, Wolle gegen einen geringen Betrag abgegeben.
Mit der mitgebrachten Wolle kam ich überhaupt nicht aus:
2003 haben wir mit 72 Teilnehmern im Alter von 7 bis 72 Jahren über 64 Knäuel Wolle verarbeitet. Zwei Kurse liefen im Kindergarten, einer im Krankenhaus und einer in der Moschee im Quartier Zongo, dem Muslimviertel. Zu Überwindung der Entfernung bekam ich ein Fahrrad zur Verfügung. Anders wäre es nicht möglich gewesen.

2004 hatte ich die Möglichkeit über den Container der Togo-Freunde Hannover Material und Vorlagen vorauszuschicken. Diesmal konnte ich 69 Teilnehmer erreichen, wobei auch sehr viele Neueinsteiger dabei waren. Inzwischen hatten einige Teilnehmer ihre Fertigkeiten soweit voranbringen konnten, dass in der abschließenden Ausstellungen bereits Verkaufsgeschäfte und Aufträge zustande kamen.

Da das Kindergartengelände durch die frei herumlaufenden Ziegen, Hühner, … ständig verunreinigt war und jeden Morgen erst gesäubert werden musste, habe ich einen Zaun um den Kindergarten errichten lassen.

SIDA (Aids)-Aufklärung
2003 habe ich für die Mädchen und Frauen auch Aids-Informationsveranstaltungen durchgeführt. Broschüren und Kondome waren vorher durch Spenden von Frau Jastrow, einer dort engagierten Berufsschullehrein geordert worden.
Wegen der landesüblichen Polygamie ist eine Aufklärung über Aids sehr wichtig, um zumindest die Ansteckung eventuell vermeiden zu können.

Schulische Ausbildung
Obwohl die Kosten für den Schulbesuch bei ca. 2,50 € / pro Jahr für Mädchen uns ca. 3,00 € / pro Jahr für Jungen in staatlichen Schulen für uns verschwindend gering erscheinen, ist es vielen Familien nicht möglich, ihre Kinder zur Schule zu schicken.
Daraus entstand die Idee, in meiner Grundschulklasse auf mein Weihnachts- bzw. Geburtstagsgeschenk zu verzichten und dafür Schulbesuch zu finanzieren.

2004 konnten durch weitere Spenden ( Kollekte von einem Gottesdienst, Beiträge aus einer Selbsthilfegruppe,…) finanziert werden:
Schulgeld, Bekleidung, Bücher und Hefte, Taschen für 10 Schulanfänger aus dem Ortskern,
Schulgeld, Bücher und Hefte für 10 Kinder aus höheren Klassen,
Schulgeld , Schulkleidung, Bücher und Hefte, Taschen für 10 Schulanfänger aus dem noch ärmeren Muslimviertel

Die Kinder wurde mit mir von einer Kommission nach vorher gemeinsam festgelegten Regeln ausgesucht. Die Eltern bekamen nur die Materialien – mit Namen versehen – ausgehändigt. Das Schulgeld wurde direkt bezahlt. Für die drei Besten jedes Viertels wird nach Einsicht der Zeugnisse ein Betrag für die Familie ausgezahlt, um regelmäßigen Schulbesuch und Anstrengungsbereitschaft zu fördern.
Da die Portokosten extrem hoch sind, bekamen alle geförderten Schüler/innen einen frankierten Briefumschlag ausgehändigt, so dass ein Kontakt mit Deutschland ermöglicht wurde.

Für die Kindergartenkinder des Muslimviertels ist der Weg zur Ortsmitte nicht ohne große Gefährdung alleine zu bewältigen. Die Mütter sind jedoch größtenteils auf den entfernt liegenden Feldern oder auf dem Markt beschäftigt. Das nahe gelegene staatliche Schulgelände bietet Platz genug für ein kleines Gebäude zur Betreuung von Vorschulkindern. Dazu wäre ein Betrag von ca. 2000 €uro aufzubringen, um zunächst die Finanzierung sicherzustellen.

Die Schule liegt auf einem großen Feld und hat bisher noch keine Toilettenräume. Das wäre das nächste Anliegen.
Ich versuche alle Projekte so zu planen, dass sie in den 4 Wochen auch fertig werde, da ich kein Geld dalassen möchte, wenn ich den Fortgang der Arbeiten nicht überwachen kann und den Spendern einen Bildnachweis über die Verwendung bieten kann.

Bis zu meiner Pensionierung habe ich leider nur die Sommerferien, danach würde ich gerne über den Seniorenexpertendienst Vorhaben über längere Zeit planen und durchführen können.